Flugzeugfabriken sind für Hobbypiloten immer interessant. Man lernt die Geschichte des Unternehmens kennen, sieht die aktuellen Entwicklungen und erfährt, was an künftigen Projekten geplant ist. Nach unserer interessanten Exkursion in der Pipistrell Flugzeugfabrik in Slowenien – wo wir auch das neueste Elektroflugzeug fliegen konnten – gingen unsere Exkursionen auch 2016 weiter. Einerseits in Slowenien und Tschechien, wo es viele Flugzeugfabriken gibt, anererseits in Deutschland, wo im ganzen Bundesgebiet zahlreiche Luftfahrtbetriebe angesiedelt sind.

Begonnen hat unsere Tour in Oberpfaffenhofen, dann ging es in die Slowakei und Tschechien.

Luft- und Raumfahrtzentrum Oberpfaffenhofen

Im südlich von München gelegenen Großflugplatz Oberpfaffenhofen befinden sich zwei Luftfahrtunternehmen:

  • DLR – deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
  • RUAG – Hersteller von Militärflugzeug- und Helicopter-Komponenten

Um als Normalsterblicher in Oberpfaffenhofen EDMO landen zu dürfen, bedarf es einer unglaublichen Prozedur, viel Geduld und eine dicke Landegebühr-Brieftasche. Insgesamt 18 Seiten Mail-Ausdrucke und Formulare füllten die Vorbereitungen. Persönliche Interventionen waren notwendig und für die Landegebühr eine PA28 mussten € 175,- bezahlt werden. Mit schlechtem Lärmschutzzeugnis hätte es über € 200,- gekostet, also wahrscheinlich mehr als die Landegebühr in New York. Aber so eine Exkursion macht man nicht alle Tage, also relativiert sich der Aufwand wieder.

DLR – Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Nach einem ruhigen Direktflug mit Saharastaub getrübter Sicht, stellten wir unser Flugzeug vor dem Hangar des DLR ab. Drinnen befanden sich neben einigen DO288 auch die Gulfstream G550 – HALO (high altidudue longrange aircraft). Mit diesem fast Passagierflugzeug großem Jet werden atmosphärische Beobachtungen in größten Höhen gemacht.

Hr. Michael Schmidhuber führte uns durch das DLR Zentrum, das einige Institute beherbergt:

  • Columbus Raumfahrtkontrollzentrum
  • Institut für Physik der Atmosphäre
  • Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme
  • Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum
  • Institut für Methodik der Fernerkundung
  • Institut für Robotik und Mechatronik

Im Raumfahrtkontrollzentrum werden Raumfahrzeuge und Satelliten gesteuert. Wir sahen Modelle  verschiedener Satelliten, z.B. TerraSAR-X, ein Modell der internationalen Raumstation sowie ein 1:1 Modell des Columbus-Moduls. Am spannendsten waren die  Columbus-Kontrollräume und der  große Kontrollraum für Satelliten-Starts. Auf einem riesigen Bildschirm konnten wir in Echtzeit den Astronauten bei ihrer Arbeit zusehen. In einem beleuchtetem und einem unbeleuchtetem Kontrollraum wacht das Bodenteam und unterstützt die Astronauten im Orbit.

Im Haus befinden sich weiters verschiedene unterstützende Abteilungen, die Forschungen zu Bahnbestimmungen und Bahnvoraussagen machen sowie Software-Entwicklungsabteilungen, die Planungssysteme und Steuerungssysteme entwerfen. Die Thematik ist derartig umfangreich, dass sie den Rahmen dieses Berichts sprengen würden. Wer sich für Themen des DLR interessiert, kann sich informieren auf www.dlr.de

RUAG Flugzeugkomponenten-Hersteller

Die Firma RUAG Oberpfaffenhofen ist ein Zweigbetrieb des Schweizer Unternehmens aus Luzern. Hier werden neben der Entwicklung von Hard- und Software auch Komponenten für Militärflugzeuge, Helikopter und Drohnen, sowie Teile für die Firma Airbus hergestellt. Nach Konkurs der Firma Dornier wird auch die Dornier DO288 von RUAG gebaut. Leider war es jedoch nicht möglich, die Produktion selbst zu besichtigen.

Weiterflug zum Bodensee und in die Schweiz

Durch die Kontrollzonen Landshut, Memmingen und Friedrichshafen flogen wir nach Konstanz. Nach einer Geschäftsbesprechung und dem traumhaft schönen Überflug des Bodensees landeten wir bei heftigsten Föhnturbulenzen in Altenrhein in der Schweiz. Für den Weiterflug nach Hohenems musste hier über Internet ein Antragsformular ausgefüllt und mindestens 90 Minuten vor dem Start gemailt werden. Als wir dann in Hohenems landeten, bemerkte einer der dortigen Piloten genervt, dass zwar Zehntausende ohne Pass und ohne Visum bei Spielfeld über die Grenze kommen dürfen, wenn man aber nur 12 Minuten von der Schweiz nach Österreich fliegt, muss ein Antrag gestellt und Fristen abgewartet werden.

Am nächsten Tag wollten wir über Reutte, Innsbruck, Zell am See und Niederöblarn wieder nach Hause fliegen. Bei der Flugvorbereitung am Abend stellte sich aber heraus, dass man für die Landung in Reutte 24 Stunden vorher schriftlich ansuchen muss und dass es pro Tag nur eine Genehmigung für 15 Flugzeuge gibt. 24 Stunden Voranmeldung konnten wir also nicht einhalten und auch während der Betriebszeiten war der Platz offensichtlich nicht besetzt, sondern nur der Anrufbeantworter in Betrieb. Deshalb verzichteten wir darauf, den Flug so wie vorgesehen durchzuführen, sondern direkt von Hohenems nach Seitenstetten zu fliegen. Nördlich der Alpen war die Sicht durch den gelb-roten Saharastaub noch viel schlechter als am Vortag. Aus 8.000 Fuß konnte man zwar den Boden erkennen, den Horizont aber nicht mehr. Wir erfuhren auch, dass es im Gebirge heftigen Föhnturbulenzen gegeben hat, sodass eine Landung in Reutte auch aus diesem Grund zu gefährlich gewesen wäre. Bleibt die Vorfreude, das ganze einmal bei echtem „Kalenderwetter“ nachzuholen.

Zu Hause angekommen, begannen wir sogleich mit den Vorbereitungen für die Flüge zu den Flugzeugfabriken in Slowenien und Tschechien.