Franz Haumer aus Wolfsbach war zur Gründerzeit der Flugunion Seitenstetten selbst aktiver Motorsegler-Pilot. Irgendwann hat er seinen Schein aber nicht mehr verlängert, dem Flugplatz Seitenstetten ist er aber treu geblieben. Seit er in Pension ist, besucht der Vater von Pater Georg Haumer – Pfarrer in Aschbach und Dechant im Dekanat Amstetten – tagtäglich den Flugplatz. Damit ist er Rekordhalter an Flugplatz-Anwesenheitstagen. Er ist sehr fleißig, mäht den Rasen auf der Piste, Rollfeld und Abstellfläche, pflegt die Markierungen, hält die Arbeitsgeräte in Schuss, hilft beim Ordnung machen im Hangar und Hangarierungen, kurzum er ist hilfsbereit bei allem, was zu tun ist.

Wenn jemand, der nicht selbst aktiv fliegt, aber unentgeltlich sehr viel für den Verein und Flugplatz leistet, gehört das belohnt. Danke zu sagen ist da zu wenig, ein interessantes Flugerlebnis als Dank sollte es schon sein. Daher haben wir Franz zu einem eintägigen Erlebnisflug nach Ungarn, Spitzerberg, Low-approach über die Piste des Flughafen Wien Schwechat und Besuch der Excalibur City in Tschechien eingeladen.

Fertösentmiklós Ungarn

Um den Tag zu nützen, tankten wir die ESNA frühmorgens, machten einen Flugplan und gaben Vollgas. Am Direktkurs zum Grenzübertrittspunkt stiegen wir auf 5.500 Fuß. Zu linker Hand Amstetten, Wieselburg, Scheibbs und am Horizont das Waldviertel. Rechts Gaming, der Ötscher, Mariazeller-Bahn und am Horizont Veitsch und Rax. Beim Schneeberg waren wir unterhalb des Gipfels, dann kommt die niederösterreichische Tiefebene mit Wiener Neustadt, Eisenstadt und Neusiedlersee auf der linken und Neunkirchen, Gloggnitz, Wimpassing auf der rechten Seite. Beim Grenzübertritt in der Nähe von Sopron wechselten wir von Wien-Information auf Budapest-Information. Bald kam der Platz in Sicht, vom Tower erhielten wir eine sofortige Landefreigabe. Am Platz besichtigten wir den Tower, das Restaurant und die Hangars mit den abgestellten Gyrokoptern und Flugzeugen. Beim Stearman Restaurationsbetrieb empfing uns der Besitzer – ein aktiver AUA-Pilot – und zeigte uns mehrere Stearman-Stern-Motor Doppeldecker und andere Oldtimer, die wie neu restauriert werden. Leider darf dort nicht fotografiert werden.

Spitzerberg

Nach dem Start in Fertösentmiklós und Wechsel von Budapest auf Wien-Information überflogen wir in 1.500 Fuß Pamhagen, Apelton, Illmitz und das Vogel-Naturschutzgebiet Lange Lake und Zicksee. Zur rechten Hand die Therme St. Martins, Frauenkirchen und Mönchhof, unter uns der bekannte Segelort Podersdorf , Weiden, Neusiedl. Bald darauf das Outlet Center in Parndorf. In diesem Gebiet gibt es hunderte Windräder, wo man beim Tiefflug aufpassen muss, genügend Abstand zu halten. Die Landung in Spitzerberg ist immer etwas Vertrautes und seit Red Bull Gründer Dietrich Mateschitz den Flugplatz gekauft hat, pulsiert auch das Leben am Platz. Ein Segelflieger-Lehrgang wurde gerade abgehalten, pausenlos starteten die gelben Segelflugzeuge mit der Winde, einige Motorflugzeuge waren zu Gast und auch das neue Ikarus-Restaurant war gut frequentiert. Die Renovierung des Gebäudes und des Wohntrakts ist inzwischen komplett abgeschlossen, Didi Mateschitz hat keine Kosten gescheut und nur das Beste investiert. So wie auch im Ikarus-Restaurant im Hangar 7 in Salzburg, gibt es eine exzellente Küche mit einem tollen Angebot, aber absolut moderate Preise. Nachdem wir ausgiebig Mittag gegessen hatten, ging es mit Flugplan auf zum nächsten Höhepunkt.

Low-approach Flughafen Wien

Im Tiefflug flogen wir über die Windräder hinweg über Petronell, Carnuntum. Auf der rechten Seite waren Bad Deutsch Altenburg, die Donaubrücke, Hainburg und Bratislava zu erkennen. Auf den Tag genau vor zwei Monaten sind wir die gleiche Strecke geflogen, durch den Lock-Down gab es damals am Flughafen Wien keine Bewegungen. Sämtliche Verkehrsmaschinen von AUA, Lauda Air und anderen waren in Reih und Glied abgestellt. Wir durften damals zwei Mal einen Low-approach machen und die Situation fotografieren und filmen. Nun waren wir gespannt, ob wir auch dieses Mal einen Low-approach genehmigt bekommen. Weil es nach wie vor nur wenige Starts und Landungen in Schwechat gibt, wurde uns der Überflug auf Piste 29 erlaubt. Obwohl nicht mehr so viele Flugzeuge abgestellt waren, trotzdem ein interessantes Erlebnis. Anschließend setzten wir unseren Flug in 1.000 Fuß über der Donau und Donauinsel nach Westen fort. Unter uns das Kraftwerk Freudenau, Ölhafen Lobau und die Donauinsel. Links bei bester Sicht Wien mit allen markanten Bauten, dem Prater und dem Stadion, rechts Kagran, die UNO City, DC Tower und Donauturm, die höher waren, als wir mit tausendfünfhundert Fuß geflogen sind. In Klosterneuburg wechselten wir zurück auf Wien-Information und flogen direkt nach Excalibur. Links Tulln, Stockerau, Hollabrunn, sonst ist die Gegend in Nordniederösterreich flach und auch vom Flugzeug aus zu sehen, ein riesiges Weinanbaugebiet.

Excalibur

Allmählich kam der Flugplatz und die Anlage Excalibur in Sicht. Nach Überflug, um die Windrichtung festzustellen, landeten wir ohne Funk. Zu Fuß ging es vorbei am Casino und Hotel Savanna zur Excalibur City. Dann Bummel durch das Outlet Center mit vielen bekannten Marken, die hier günstigst angeboten werden, weiter in das Excalibur Zentrum und dem China Market, wo alles unglaublich billig ist. Franz konnte um € 5,- einen hochwertigen Ledergürtel erwerben. Miterlebt haben wir, als nach einer Ankündigung einer Polizeirazzia, die gefälschten Waren von den chinesischen Ausstellern rasch versteckt wurden. Das Iljuschin Flugzeug Restaurant war leider geschlossen, deshalb genossen wir im Starbucks einen köstlichen Eiskaffee und Franz sein verdientes Bier. Die Anlage scheint immer weiter vergrößert zu werden, eine neue Halle, ein Hotel und ein Kleinwohnungspark wurden errichtet, seit wir früher hier waren.

Nach Hause

Im Direktflug nach Seitenstetten überflogen wir Retz, rechts Sigmundsherberg, Horn und Eggenburg, auf der linken Seite Krems, Stift Göttweig und die Wachau. Dann erlaubten wir uns einen kleinen Abstecher über die Aussichtswarte Jauerling und dem Ostrong-Gebirge, um den Peilstein und das Ispertal zu besichtigen. Von dort ist es nur mehr eine kurze Strecke – rechts Waldhausen, Grein und Wallsee, links Amstetten – und dann Happy-Landing in Seitenstetten.

Resümee

Für Franz war diese Flugreise ein absolutes Erlebnis. An einem einzigen Tag zwei Auslandsstaaten, der Überflug von Schwechat im Tiefflug und die interessante Excalibur City in Tschechien. Bei einem Umtrunk im Gastgarten ließen wir das Erlebte Revue passieren. Franz hat damit erhalten, was er sich längst verdient hat und natürlich bleibt die Hoffnung, dass es vielleicht wieder einmal einen ähnlich interessanten Flug geben wird.