Flughafen Wien Piste 16

Wohin fliegen, wenn man schon überall war? Diese Frage stellt sich oft, die Antwort lautet – dorthin, wo es gut gefallen hat, oder wo es besonders interessant ist. Unter diesem Aspekt flogen wir zuerst über die Stadt Wien, nach Spitzerberg, anschließend über die interessanten Gebiete am Neusiedlersee nach Fertõszentmiklós in Ungarn.

Die kürzeste Route nach Spitzerberg ist die Transitstrecke direkt durch Wien, dadurch entfällt das Umfliegen der Kontrollzone nördlich oder südlich von Wien. Von Seitenstetten aus ging es nach Krems, von dort durch die Kontrollzone des Militärflughafens Langenlebarn, wo wir trotz Militäraktivitäten sofort eine Durchflugfreigabe erhielten. Nach kurzen Zwischengesprächen mit Wien-Information erhielten wir vom Tower Schwechat die Freigabe und Anweisungen zum Durchflug durch Wien. Diese Strecke ist besonders interessant, weil man im Tiefflug auf beiden Seiten die Sehenswürdigkeiten von Wien bestens beobachten kann. Zur Linken die UNO City mit dem Donauturm und dem neuen DC Tower, wo man aufpassen muss, nicht anzustoßen. Auf der rechten Seite Innen- und Außenbezirke von Wien, unter uns der Prater, das Messegelände und der neue Uni Campus, die Donauinsel und das Kraftwerk Freudenau.Anschließend flogt die Querung des Flughafens Schwechat, wo reger ankommender und abfliegender Verkehr herrscht. Nach mehreren Funkkontakten mit dem Schwechat-Tower, wechselten wir bei Petronell auf Spitzerberg, wo wir eine sofortige Landefreigabe erhielten.

Der Spitzerberg ist immer so etwas wie eine Heimkehr in vertraute Gebiete für mich. Dort machte ich vor über 50 Jahren meine Flugausbildung, etliche Fortbildungskurse und auch die Fluglehrerprüfung. Außer einem Kontrollturm und Tennisplatz ist alles noch so wie vor 50 Jahren. In dieser vertrauen Umgebung werden Erinnerungen wach und man denkt mit Wehmut an die schöne unbekümmerte Jugendzeit zurück.

Weiter ging es im Tiefflug in 1.500 Fuß direkt über die unzähligen Windräder, die es dort im Windradpark gibt. Immer hat man das Gefühl, die Flügel zu streifen, doch ist das eine optische Täuschung, wie oftmals bei einer Landung, wenn man kurz vorher noch Bäume überfliegen muss. Nach dem Factory Outlet Parndorf beginnt der Neusiedlersee. In den Orten Neusiedl undWeiden wird gerade die Sommersaison vorbereitet, über Podersdorf kreisten wir um Fotos vom Campingplatz zu machen, wo wir zwei Wochen zuvor einen HAPPY CAT Bootstest veranstaltet haben und in zwei Wochen wieder dort sein werden. Besonders interessant ist dann die St. Martins Therme aus der Luft zu beobachten. Das Naturschutzgebiet Zicksee und Lange Lacke und die Pannonische Tiefebene mit ihrer besonderen Vegetation ist immer wieder beeindruckend.

Von Wien-Information wechseln wir auf Budapest-Information, wo wir Anweisungen für das letzte Stück zur Landung in Fertõszentmiklós erhielten. Dort gelandet, ging es zunächst in das Restaurant, wo wir pünktlich um 12 Uhr gut und ausgiebig zu Mittag aßen. Ein Highlight am Flugplatz sind die drei Hangars. Im ersten sind die vielen Gyrocopter eingestellt, die schwerpunktmäßig auf dem Flugplatz stationiert sind. Es sind hier die meisten Typen zusehen, die heutzutage hauptsächlich geflogen werden. Vom 1-Sitzer über Tandem bis zu Modellen, wo man nebeneinander sitzt. Der nächste Hangar ist die Flugzeugwerft, wo Flugzeuge gewartet und Generalüberholt werden. Dort trafen wir auch einen österreichischen Piloten, der mit Hans Gutmann nach Südafrika geflogen war. Mit seinem 6-sitzigem Flugzeug ist das bestimmt ideal, weil genug Platz für alles ist, was man mitnehmen möchte. Im 3. Hangar ist ein Unternehmen untergebracht, das ältere Flugzeuge – vornehmlich amerikanische Doppeldecker – zu neuem Leben erweckt und in den Bestzustand versetzt.

Nach diesem Aufenthalt ging es über den Ausflugspunkt Sopron schnurgerade zurück nach Seitenstetten. Zur Rechten die beiden Flugplätze in Wiener Neustadt, vor uns die Hohe Wand, südlich der Schneeberg und die Rax. Langsam kommt auch der Ötscher wieder in Sicht und das wolkenlose Mostviertel. Das Reinigen des Flugzeuges konnten wir auf ein Mindestmaß beschränken, denn unterwegs flogen wir durch einen heftigen Regenschauer, der uns diese Arbeit abgenommen hatte. Alles in allem, ein netter Ausflug und doch etwas anders als die üblichen Kaffeeflüge zu den Nachbarflugplätzen.

Text: Wolfgang Grabner